Emotionen annehmen

Veröffentlicht am 16. Juni 2025 um 20:42

Sich selbst Raum geben - ein Einstieg mit Weitsicht

Immer dann, wenn wir mit anderen Menschen in Kontakt treten – besonders im Spannungsfeld von Beruf und/oder Familie –, brauchen wir innere Stärke.

Oft haben wir uns seit Jahren nicht mehr erlaubt, einmal richtig zu weinen. Denn eigentlich „geht es uns ja gut“. Wir gönnen uns selten Momente der vermeintlichen „Schwäche“. Und wenn wir doch Emotionen zeigen, dann häufig in Form von Härte: Wut, Ärger, Unverständnis. Die weicheren Seiten – Trauer, Verzweiflung, Angst, Scham oder auch Zuneigung – haben in unserem Alltag oft keinen Platz. Sie werden kaum wahrgenommen, geschweige denn offen gezeigt.

Die Gründe dafür sind vielfältig: Wir möchten unsere Mitmenschen nicht belasten, sie nicht verunsichern oder ihnen gar ein schlechtes Vorbild sein. Vielleicht passen solche Gefühle aber auch schlicht nicht zu dem Bild, das wir von uns selbst haben.

Nur wenige von uns haben gelernt, Emotionen gezielt zu öffnen – und sie anschließend auch wieder bewusst zu schließen. Es gibt Menschen, die Angst haben, in ein tiefes Loch zu fallen, wenn sie ihren Gefühlen erst einmal Raum geben. Die fürchten, dann nicht mehr „funktionieren“ zu können – beruflich, familiär, sozial. Die Begegnung mit den eigenen Emotionen wirkt bedrohlich.

Aber wäre es nicht heilsam, den Umgang mit diesen inneren Zuständen zu erlernen? Zu entdecken, was „unerwünschte“ Gefühle uns mitteilen wollen? Ihnen zuzuhören, sie anzuerkennen, ihnen Raum zu geben – und dadurch vielleicht auch den eigenen Blick auf sich selbst und die Welt zu verändern?

Wäre es nicht hilfreich, all das zu tun, ohne gleich eine Therapie beginnen zu müssen? Einfach als Beobachter oder Beobachterin der eigenen inneren Vorgänge – neugierig, achtsam, offen. Und daraus für sich selbst Einsichten zu gewinnen: auf emotionaler und geistiger Ebene.

Was würde passieren, wenn wir uns stundenweise Zeit nähmen – nur für uns selbst und unsere Emotionen? Wenn wir sie betrachteten, um besser zu verstehen, was die Situation, das Gegenüber und nicht zuletzt wir selbst gerade brauchen? Wenn wir erkennen würden, was sich eigentlich zeigen möchte – im Gesamtkontext und in unserem Innersten?

Sich selbst diesen Raum zu geben – das wäre ein Anfang. Ein Anfang mit Weitsicht.