und der Mut zu unseren Gefühlen
Immer dann, wenn wir anderen Menschen begegnen – sei es im Beruf, in der Familie oder in diesem ständigen Dazwischen –, brauchen wir innere Stärke.
Doch genau hier liegt oft die Herausforderung: Viele von uns haben seit Jahren nicht mehr wirklich zugelassen, einmal richtig zu weinen. Schließlich geht es uns ja „eigentlich gut“. Also gönnen wir uns selten Momente, die wir selbst als Schwäche einstufen würden. Wenn wir Emotionen zeigen, dann meist in härteren Formen: Wut, Ärger, Unverständnis. Die weicheren Gefühle – Trauer, Angst, Verzweiflung, Scham oder auch Zuneigung – haben in unserem Alltag kaum Platz. Sie werden verdrängt, überdeckt oder bleiben im Verborgenen.
Warum wir unsere Gefühle verstecken
Die Gründe dafür sind vielfältig. Wir wollen unsere Mitmenschen nicht belasten. Wir möchten niemanden verunsichern oder glauben, kein „schlechtes Vorbild“ sein zu dürfen. Und manchmal passen bestimmte Emotionen schlicht nicht zu dem Bild, das wir von uns selbst haben.
Nur wenige von uns haben je gelernt, Gefühle bewusst zu öffnen – und später auch wieder zu schließen. Manche fürchten, in ein tiefes Loch zu stürzen, wenn sie ihren Emotionen erst einmal freien Lauf lassen. Sie haben Angst, dann nicht mehr zu funktionieren: nicht im Beruf, nicht in der Familie, nicht in ihrem sozialen Umfeld. Die Begegnung mit den eigenen Gefühlen erscheint bedrohlich.
Gefühle als Botschafter
Doch wäre es nicht heilsam, genau hier hinzusehen? Zu erforschen, was uns diese „unerwünschten“ Gefühle eigentlich sagen wollen? Sie anzunehmen, ihnen Raum zu geben – und so vielleicht auch den Blick auf uns selbst und die Welt zu verändern?
Dafür braucht es nicht sofort eine Therapie. Manchmal reicht es, sich selbst zum Beobachter oder zur Beobachterin zu machen: neugierig, achtsam, offen. Einfach wahrzunehmen, was da ist. Und daraus Einsichten zu gewinnen – emotional wie geistig.
Ein Anfang mit Weitsicht
Was würde geschehen, wenn wir uns stundenweise nur uns selbst widmen würden – unseren Emotionen, unserem Inneren? Wenn wir uns erlaubten zu erkennen, was sich gerade zeigen möchte: im Gegenüber, in der Situation und nicht zuletzt in uns selbst?
Sich diesen Raum zu nehmen, ist keine Flucht. Es ist ein Anfang.
Ein Anfang mit Weitsicht.