Das Leben sorgt für Dich...

Veröffentlicht am 22. August 2025 um 20:46

..., wenn du es lässt.

Manchmal schreibt das Leben die schönsten Geschichten – und manchmal beginnt alles mit einem verschwundenen Schuh. Die nachfolgende Erzählung ereignete sich im Sommer 2005 an der Westküste in Australien.

Nach ein paar Wochen in Kalbarri, das sich für mich wie ein kleines Zuhause angefühlt hatte, spürte ich: Es war Zeit, weiterzuziehen. Am nächsten Tag wollte ich abreisen, auch wenn ich noch keinen Plan hatte. Möglichkeiten gibt es in Australien schließlich genug – Busse, Mitfahrgelegenheiten, oder einfach den Daumen raus. Mein Hop-on-Hop-off-Ticket lag noch in der Tasche, es hatte mich schon hierhergebracht.

Der verschwundene Schuh

Am Abend stellte ich wie gewohnt meine Wanderschuhe mit denen der anderen Backpackern vor dem Schrank im Sattelraum. Doch am nächsten Morgen fehlte einer. Für Backpacker ist das kein kleiner Verlust – man reist mit leichtem Gepäck, und jedes Teil zählt. Der Ranch-Besitzer zuckte nur mit den Schultern: „Wahrscheinlich war’s der Hund vom Nachbarn.“

Also stapfte ich in Sandalen los, um nachzufragen. Die Tür öffnete – und vor mir stand eine Deutsche, die einst als Backpackerin nach Australien gekommen war und geblieben ist. Wir unterhielten uns über Reisen, Träume und Wege. Sie versprach, nachzusehen, ob der Hund meinen Schuh geklaut hatte.

Am selben Tag beschloss ich, meine Abreise um eine Woche zu verschieben. Warum hetzen, wenn das Leben gerade seine eigenen Pläne machte? Am Abend stellte sich heraus: Mein Schuh war tatsächlich gefunden worden. Ich holte ihn ab und machte mir noch ein paar schöne Tage in Kalbarri.

Eine Woche später wiederholte sich die Geschichte. Wieder fehlte derselbe Schuh. Diesmal tauchte er nicht wieder auf. Doch statt leer auszugehen, schenkte mir die Nachbarin ein Paar fast neuer Ossi-Boots – genau meine Größe. Für einen Backpacker mit knappem Budget war das wie ein kleiner Jackpot.

Das unerwartete Angebot

Beim Gespräch über meine Reisepläne, die noch ziemlich vage waren, überraschte sie mich mit einem Vorschlag: Ob ich nicht Lust hätte, einen Van nach Perth zu fahren? Ein Deutscher aus Berlin hatte ihn hier oben stehen gelassen – ausgestattet mit Matratze, Kühlschrank und allem, was man für ein Abenteuer auf der Straße braucht.

Natürlich griff ich sofort zum Telefon. Liam, der Besitzer, war begeistert: Wenn ich den Sprit selbst zahlte, hätte ich bis zu vier Wochen Zeit, um nach Perth zu fahren. Und so kam es, dass ein verschwundener Schuh mir den Weg zu einem neuen Abenteuer in Australien öffnete. Ein Van, vier Wochen Freiheit, und die Straße nach Perth vor mir.

Manchmal erfüllt dir das Leben Wünsche, von denen du nicht einmal wusstest, dass du sie hattest.