Aspekte einer positiven Einstellung
Manchmal braucht es nur eine kleine Verschiebung in der Perspektive, um große Veränderungen möglich zu machen. Statt zu fragen, was alles schiefgehen könnte – was wäre, wenn’s einfach gut wird? In einem Seminar, wurde meine ganze Gedankenwelten in Bewegung gebracht. Ein Einblick in systemische Arbeit, Vertrauen und die leise Kraft der inneren Stimme.
Vor Kurzem war ich auf einer systemischen Aufstellung – einem Raum, in dem Unsichtbares Gestalt annimmt. Einige Teilnehmende brachten Themen mit, die „im Feld“ geklärt werden sollten. Und während ich zuhörte, spürte ich, wie sich in mir roter Faden entwickelte: die Bedenken vor dem nächsten Schritt.
Diese leise Sorge, dass Veränderung weh tun könnte.
Dass etwas verloren gehen könnte.
Dass es – irgendwie – nicht gut ausgeht.
Doch mitten in all diesen vorsichtigen Gedanken tauchte eine einfache, fast zärtliche Frage auf: Was ist, wenn’s gut wird?
Wenn Loslassen Nähe schafft
Ein Mann erzählte von seiner Ehe. Er fühlte sich von seiner Frau nicht mehr gesehen, drehte sich gedanklich immer wieder im Kreis, suchte nach Antworten – und fand keine. Sie hingegen war müde geworden vom vielen Reden. Sie wollte endlich Taten sehen.
In der Aufstellung zeigte sich, was im Alltag oft verborgen bleibt: Erst der Gedanke an eine Trennung öffnete beiden neue Perspektiven. Er begann, auf das zu hören, was er selbst wirklich fühlte – nicht auf die Stimmen der Angst, sondern auf die leise, klare Stimme in sich, die sagte: „Ich will für mich einstehen.“ Und genau das machte ihn für sie wieder greifbar.
Aus Ablehnung entstand Interesse – ausgerechnet in dem Moment, in dem beide bereit waren, loszulassen.
Was ist, wenn’s gut wird? Vielleicht bedeutet das manchmal auch:
Es darf anders werden, als wir dachten.
Wenn Positivität Tiefe braucht
Eine andere Frau brachte eine ganz andere Energie mit: lebensfroh, offen, strahlend. Und doch – hinter ihrem Lächeln lag ein Wunsch. Sie wollte ihre „Freude am Leben“ und ihre „positive Einstellung“ stärker leben.
In der Aufstellung bekam beides einen Platz. Doch während die Freude leicht und lebendig wurde, blieb die positive Einstellung seltsam blass. Erst als die Frau innehielt und auf ihre innere Stimme hörte, wurde klar, was ihr fehlte: Echtheit, der Blick auf die "Realität". Ihre eigene Erlaubnis, auch das Schwere mit einzubeziehen. Und plötzlich bekam ihre Positivität Tiefe. Nicht mehr aufgesetzt, sondern wahrhaftig.
Was ist, wenn’s gut wird? Vielleicht heißt das auch:
Gut wird’s nicht, weil wir alles schönreden, sondern weil wir bereit sind, alles zu sehen – und der Stimme in uns zu vertrauen, die uns sagt, wann es echt ist.
Wenn Realität und Wunsch Hand in Hand gehen
Ich habe aus diesen und den anderen Aufstellungen viel mitgenommen. Vor allem das: Jede Veränderung hat zwei Seiten: Die, die weh tut – und die, die wachsen lässt.
Wenn wir die Realität nicht ausblenden, sondern mitnehmen, bleibt Veränderung geerdet. Und wenn wir zugleich mutig genug sind, unseren Wünschen Raum zu geben, bekommt sie Richtung. Zwischen diesen beiden Polen liegt oft unsere innere Stimme – dort, wo das Herz leiser, aber klarer spricht als der Kopf. Wenn wir ihr zuhören, finden wir oft genau die Zuversicht, die wir suchen. Vielleicht ist es genau das, was Wandel ausmacht: ein feines Gleichgewicht zwischen Sein und Werden. Zwischen dem, was ist – und dem, was möglich sein darf.
Und immer wieder dürfen wir uns fragen – mitten im Chaos, in der Unsicherheit, im Neubeginn:
Was ist, wenn’s gut wird?
Ein Gedanke zum Mitnehmen
Vielleicht lohnt es sich, diese Frage öfter zu stellen. Nicht nur, wenn es schwierig wird, sondern gerade dann, wenn wir dabei sind, uns kleinzumachen oder festzudenken. Denn mit dieser einen Frage öffnet sich ein neuer Raum – voller Möglichkeiten, Leichtigkeit und Mut. Und manchmal genügt schon ein Moment des Innehaltens, ein stilles Hinhören auf das, was in uns klingt. Unsere innere Stimme weiß oft längst, wohin es gehen darf.
Was ist, wenn’s gut wird?
Vielleicht ist genau das der Anfang von allem Guten.
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