
Im intuitiven Vertrauen neue Wege gehen
Manchmal stellt uns das Leben an Kreuzungen, an denen wir uns verloren und orientierungslos fühlen. Zukunftspläne scheinen fern, die Gegenwart ist von Sorgen bestimmt. Und doch – gerade in solchen Momenten öffnen sich Türen, die wir vorher nicht einmal gesehen haben. Türen, die uns auf Wege führen, die wir selbst nicht geplant hätten, die sich aber im Rückblick als entscheidend und wertvoll erweisen. Eine solche Tür öffnete sich für mich im Jahr 2011.
Mein Stipendium war gerade ausgelaufen, die Promotion noch nicht abgeschlossen. Das Geld war knapp, und so blieb mir nichts anderes übrig, als Hartz IV zu beantragen. Sechs Monate lagen noch vor mir, bis ich endlich auswandern wollte – aber womit sollte ich diese Zeit überbrücken? Ein regulärer Job kam nicht in Frage, und die Perspektiven schienen bezogen auf das Landleben begrenzt.
Im Jobcenter erklärte man mir die üblichen Wege der Arbeitssuche und die Möglichkeiten der Förderung. Zwischen all den Formularen und Vorschriften stieß ich auf eine Stellenausschreibung: Dozentin auf Honorarbasis. Die Sachbearbeiterin war skeptisch: „Dafür fehlt Ihnen die Erfahrung.“ Doch etwas in mir sagte, dass ich diese Chance nicht ungenutzt lassen durfte. Also bewarb ich mich noch am selben Tag.
Ein Gefühl von Zugehörigkeit
Die Antwort kam sofort: Einladung zum Vorstellungsgespräch. Schon beim Betreten des Geländes spürte ich etwas Besonderes – ein Gefühl der Zugehörigkeit, als wäre ich am richtigen Ort zur richtigen Zeit. Der Gründer des Bildungszentrums empfing mich voller Enthusiasmus. Er sprach von Visionen, Entwicklungen und Möglichkeiten. Und dann stellte er mir nur eine einzige Frage: „Was glauben Sie, warum ich Sie einstellen sollte?“ Ich war völlig unvorbereitet, überrascht, ja fast überrumpelt. Doch in diesem Moment half nur die Wahrheit: „Ich kann Menschen dort abholen, wo sie sind, und sie dahin bringen, wo sie hinwollen.“ Mehr sagte ich nicht. Keine ausgefeilte Argumentation, keine lange Erklärung. Nur dieser Satz – und glücklicherweise reichte er aus.
Die Chemie stimmte. Ich bekam den Job – obwohl mir die Erfahrung fehlte, es für mich absolutes Neuland war und ich nur für ein paar Monate bleiben wollte. Entscheidend war nicht mein Lebenslauf, sondern die Begegnung mit einem Menschen, der mich fragte: Für was brennen Sie?
Was als Überbrückung begann, wurde zu einer prägenden Erfahrung. Ich durfte mich über Jahre entfalten, Neues lernen und gleichzeitig viele Menschen weiterbilden, begeistern, begleiten und entwickeln.
Dankbar bis heute
Der Traum vom Auswandern erfüllte sich nicht. Aber diese unerwartete Wendung hat mein Leben auf eine Weise bereichert, für die ich bis heute dankbar bin. Es war eine Fügung – eine, die mich lehrte, Chancen anzunehmen, auch wenn sie auf den ersten Blick nicht ins eigene Lebenskonzept passen.
Vielleicht stehst auch du gerade an einem Punkt, an dem scheinbar keine Perspektive offen steht. Dann lohnt es sich, auf die kleinen Hinweise zu achten, die das Leben dir gibt. Manchmal sind es genau diese ungeplanten Schritte, die sich später als wertvollste Fügungen herausstellen.
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